Eingeführt von Claudio Notz
Thomas Hettches Roman ist angesiedelt im Dorf Leuk im Wallis, wohin der Erzähler
nach dem Tod der Eltern reist, um deren Chalet in den Bergen zu verkaufen. Immer
wieder kippt das Verhältnis zwischen Fiktion und Wirklichkeit: Was ist Autobiografie,
was gut erfunden für die Zwecke des Romans? Erfunden ist sicher die Naturkatastrophe:
Ein Bergsturz hat das Rhonetal in einen See verwandelt und das Wallis wird zur
bedrohlichen, mittelalterlichen Welt, in der völlig andere Regeln gelten als in Berlin,
dem Wohnort des Erzählers.
Im Verlauf des Geschehens kapselt sich das Wallis ab von der Aussenwelt. Interessant
ist zu beobachten, was dies mit dem Protagonisten macht, der sich in einer veritablen
Lebenskrise befindet. Davon ausgehend lotet dieser immer wieder aus, welche Kraft
auch die mythische Sphäre hat: Es geht um die grossen Erzählungen der Weltliteratur,
die Odyssee, 1001 Nacht und wie man in Zeiten der Political Correctness damit umgehen
kann.
Thomas Hettche, 1964 geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Für seine Romane
ist er mit dem Wilhelm-Raabe-Preis, dem Solothurner Literaturpreis und dem
Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet worden. Zuletzt erschien 2020 der Roman
«Herzfaden», 2022 der Essayband «Es ist recht sehr Nacht geworden».
29.01.2024
19.30 Uhr
Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur
Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder