– AUSVERKAUFT – Dorothee Elmiger: Die Holländerinnen

Eingeführt von Belinda Lamatsch

Eine namenlose Schriftstellerin erhält einen unverhofften Anruf. Sie soll einen Fall rekonstruieren, lautet das Vorhaben des Theatermachers. Worin genau dieser Fall besteht, erfahren wir nur sukzessive. Auf einer Reise in die Tropen folgen wir der Theatergruppe, die sich ihren Weg durch die verworrenen Wälder und entlang sich windender Strassen bahnt. «Oft seien sie sich nicht einmal sicher gewesen, ob es sich bei den Abzweigungen um tatsächliche Wege oder zufällige Breschen gehandelt habe», berichtet die Protagonistin.
Die Sprache in Elmigers Roman ist verspielt und versponnen; stellenweise widerspenstig, stellenweise übermütig suchend. Das Erzählen selbst wird dabei in den Vordergrund gerückt und tastet sich entlang der überlappenden Ränder von Geschildertem und Geschehenem.

Dorothee Elmiger, geboren 1985 in Wetzikon, studierte Literatur in Biel und Leipzig sowie Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Luzern und Berlin. Heute lebt und arbeitet sie in New York als freie Autorin und Übersetzerin. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, für die Bühne adaptiert und vielfach ausgezeichnet.

30.09.2025

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Für diese Lesung sind bereits alle verfügbaren Plätze reserviert.

Allfällige Restplätze: Reservationen, die nicht spätestens 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn an der Abendkasse bezogen werden, werden freigegeben.

Marlene Streeruwitz: Auflösungen

Eingeführt von Evelyn Schertler Kaufmann

Nina Wagner, 56, Lyrikerin aus Wien, unterrichtet in New York creative writing und hofft, ihre familiären Verwicklungen hinter sich zu lassen. Als Flaneurin zieht sie durch die berauschende Grossstadt und erzählt selbstironisch und humorvoll ihre persönliche Vita. Dabei feiert sie die Kunst des ziselierten Beobachtens ebenso wie eine präzise, systemkritische Sicht auf die Sachlagen in der aktuellen US-Ära Trumps. Mit Spotlights auf den Folgen der Pandemie für Familie und Gesellschaft stellt sie sich gewichtigen Zeitfragen. Ein Gewaltakt auf der Strasse macht sie von der Beobachterin zur Teilnehmerin, bevor das Private sie einholt. Die feministisch orientierte Österreicherin Marlene Streeruwitz gilt als eine der politisch engagiertesten Gegenwartsautorinnen, die sich gegen jegliche Diskriminierungen stemmt.

Marlene Streeruwitz, in Baden bei Wien geboren, studierte Slawistik und Kunstgeschichte und begann als Regisseurin sowie Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane erhielt sie viele Auszeichnungen, darunter den Preis der Literaturhäuser. «Die Schmerzmacherin» stand 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen ihre Essays «Handbuch für die Liebe.» und «Handbuch gegen den Krieg.»

21.10.2025

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Ursula Krechel: Sehr geehrte Frau Ministerin

Eingeführt von Andrea Weber

Eva Patarak, eine entlassene Kräuterladenverkäuferin, wehrt sich in einem Brief an die Justizministerin dagegen, zur Figur in einem Roman zu werden. Silke Aschwander ist diese unverschämte Autorin, die als Lateinlehrerin mit ihrem Unterricht zu Verhütungsmethoden und Todesarten im alten Rom eine entsetzte Mutter gegen sich aufbringt. Wir spüren Agrippina und Boudica nach: Hier die Mutter von Kaiser Nero, die der Sohn zum Dank in einem Hinterhalt ermorden lässt. Da die Kämpferin der Britannier, die nach ihrer und ihrer Töchter Vergewaltigung ihr Volk im Aufstand gegen die römischen Besatzer anführt und stirbt. Frauen in der Antike, Frauen in der Gegenwart. Mütter, die beschützen, kämpfen und ermordet werden.
Ursula Krechel springt in ihrem neuen Roman zwischen Zeiten, Erzählebenen, Stimmen, Wörterlisten und Briefen und legt unbeirrt und sprachgewaltig die politischen Fragen der Gegenwart offen.

Ursula Krechel, geboren 1947, war Theaterdramaturgin. Sie lehrte an der University St. Louis und ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Ihr Gesamtwerk wurde 2025 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

04.11.2025

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Michael Fehr: raw music

Eingeführt von Claudio Notz

Michael Fehrs Bühnenperformance «raw music» verdichtet Geschichten aus dem Leben: Die Welt ist ein abgründiger Ort, ein wilder Ort, aber auch ein Ort voller Wunder. Existenzen, Charaktere, Persönlichkeiten tauchen auf, behaupten sich einen Moment lang, verwandeln sich oder scheitern und verschwinden wieder im Strom der Ereignisse. Leidenschaftlich. Archaisch. Zart. Unerbittlich. Ein Glück.
Mit «raw music» geht Michael Fehr den Weg weiter, welchen er schon mit seinem Roman «Simeliberg» beschritten hat. Bei «Simeliberg» dienten noch das Grimmsche Märchen «Simeliberg» und das Volkslied «Vreneli vom Guggisberg» als Inspiration für ein einzigartiges, existenzielles Kunstwerk. Bei «raw music» drängen sich die Figuren aus dem Leben auf und werden zu poetischen Miniaturen zwischen Literatur und Musik.

Michael Fehr, geboren 1982, ist in Gümlingen bei Bern aufgewachsen. Er studierte am Schweizerischen Literaturinstitut und am Y Institut der Hochschule der Künste Bern. Fehr tritt auf als Redner, spielt Konzerte, wirkt mit in Theaterstücken und Filmen. Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem der Kelag-Preis für den Roman «Simeliberg».

18.11.2025

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Roland Schimmelpfennig: Sie wartet, aber sie weiß nicht, auf wen

Eingeführt von Adriana Rey

Neun Figuren treffen in wechselnden Konstellationen aufeinander. Sie finden, benutzen oder verlassen einander, verletzen sich – oder spenden einander unerwartet Trost. Sie sind auf der Suche nach Verbindung, Freiheit, Bestätigung oder Rache. Die flüchtigen Begegnungen stellen den Anfang oder das Ende einer Beziehung dar, eine entscheidende Weichenstellung oder nur ein Zwischenspiel.
Die Konstruktion des Romans ist von Arthur Schnitzlers «Reigen» inspiriert, ein Stück, das 1920 einen Theaterskandal auslöste. Schimmelpfennig jedoch nähert sich seinen Figuren mit mehr Empathie und es gelingt ihm auf wenigen Seiten, ihre Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte und Abgründe zu skizzieren, was den Roman dicht und intensiv wie eine Kurzgeschichtensammlung erscheinen lässt.

Roland Schimmelpfennig, geboren 1967 in Göttingen, ist einer der meistgespielten Dramatiker Deutschlands und Autor von vier Romanen. Er hat als Journalist in Istanbul gearbeitet und war nach dem Regiestudium an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit 1996 arbeitet Roland Schimmelpfennig als freier Autor. Er lebt in Berlin und Valencia.

09.12.2025

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Hommage an Peter Bichsel und seine «Milchmann»-Geschichten

Eingeführt von Lisa Briner

Mit Peter Bichsel hat die Schweizer Literatur in diesem Frühjahr einen ihrer Grossen verloren: einen, der nie auf Grösse spekulierte, sondern das Unspektakuläre, Alltägliche in hintersinnige Sprache fasste. Besonders schön zeigt sich das in Bichsels Debüt «Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen», das jüngst im Suhrkamp Verlag neu aufgelegt wurde, erweitert um gänzlich unbekannte Geschichten aus dem Archiv.

Andreas Mauz vom Verein «Büro Bichsel» stellt als Mitherausgeber die neu entdeckten und altbekannten Erzählungen vor und gibt anhand verschiedener Beispiele Einblick in Bichsels Werkstatt. Die Schauspielerin Miriam Japp bringt die Texte noch einmal zum Klingen – eine Hommage in Wort und Bild.

Peter Bichsel, 1935 geboren und in Solothurn aufgewachsen, wurde 1964 mit seinen Kurzgeschichten «Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen» auf einen Schlag bekannt. Die «Gruppe 47» nahm ihn begeistert auf, 1970 gehörte er zu den Mitgründern der «Gruppe Olten». Er schrieb Kurzprosa und zeitkritische Kolumnen, ab 1974 war er für sieben Jahre persönlicher Berater von SP-Bundesrat Willi Ritschard. Peter Bichsel starb am 15. März 2025.

26.08.2025

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder