Margit Mössmer – Das Geheimnis meines Erfolgs 

Eingeführt von Evelyn Schertler Kaufmann 

Einfühlsam und leidenschaftlich schreibt die Autorin über Anderssein und kindliche Emanzipation: Es ist die Geschichte einer schwierigen und grossen Mutter-Kind-Liebe, erzählt aus der Perspektive eines Kindes, das auf die Welt kommt und nicht mit ihr einverstanden ist. Es gibt die anderen Kinder. Und es gibt Alex. Die Welt der Gleichaltrigen interessiert Alex nicht. Schon im Kindergarten kann Alex schreiben und lesen, doch die Welt da draussen bleibt trotzdem schwer zu entschlüsseln. Kommt die Welt dem Kind mit ihren falschen Bildern zu nahe, schmilzt Alex wie ein fallengelassenes Glacé. Schliesslich gelingt in einem geheimnisvollen Kraftakt das Unmögliche. 

Margit Mössmer, 1982 in Hollabrunn geboren, ist eine österreichische Autorin und Kulturvermittlerin und lebt in Wien. Sie studierte Theater, Film- und Medienwissenschaften sowie Hispanistik. Zahlreiche Preise und Stipendien, darunter Ö1-Literaturwettbewerb, Startstipendium des Bundeskanzleramtes Österreich, Hans-Weigel-Literaturstipendium. Nach ihrem Debüt «Die Sprachlosigkeit der Fische» 2015, das als bestes Debüt für den Franz-Tumler-Preis nominiert wurde, erschien 2019 «Palmherzen» (beide bei Edition Atelier). 

04.09.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

ICON POET in der Alten Kaserne (Kulturnacht)

Sonderveranstaltung

Die Literarische Vereinigung Winterthur ist an der Kulturnacht zu Gast in der Alten Kaserne. Fünf gewürfelte Icons reichen, um Geschichte zu schreiben. Schaut zu, wie Profis im Dreiminutentakt mit Sprache spielen und macht als Ghostwriter mit, erlebt live, wie man ein perfektes Alibi aus dem Ärmel schüttelt oder als Weinkenner einen Lobgesang auf die vollendete Note des edlen Tropfens trällert. Mit Etrit Hasler, Julia Kubik & Sven Stickling.

Mehr Infos unter kulturnachtwinterthur.ch

23.09.2023

19 Uhr & 20 Uhr

Alte Kaserne Kulturzentrum, Technikumstrasse 8, 8403 Winterthur

Thilo Krause – Dass uns findet, wer will 

Eingeführt von Claudio Notz

Thilo Krauses Gedichte in «Dass uns findet, wer will» erzählen von seiner Kindheit und Jugend in der DDR und in den neunziger Jahren. Er erkundet, welche Spuren die Geschichte in Dinge und Menschen einschreibt. Sein Sinn für Details ist dabei unbestechlich und voller Zartheit: «In der Wange ganz hinten / halb bitter, halb süß / Sprache / das heimliche Bonbon.» 

Da sind Gedichte über Hiddensee oder Pontresina, über die Unschärfen des Tages, immer verdichten sie genaue Beobachtungen sprachlich. Krause entlockt dem Alltag die «Tagränder» oder staunt darüber, wie die Fische in der Strömung des Bachs an der Strasse schlafen. Manfred Papst schreibt in der NZZ am Sonntag: «Thilo Krauses neue Gedichte sind in freien, reimlosen Rhythmen gehalten und von berückender Musikalität. Bei aller gedanklichen Dichte wirken sie vollkommen unangestrengt. […] Schlicht und ergreifend: grosse Kunst.» 

Thilo Krause, 1977 in Dresden geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Für seine Gedichte wurde er 2012 mit dem Schweizer Literaturpreis und 2016 mit dem Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg sowie dem ZKB Schillerpreis ausgezeichnet. 2018 erschien der Gedichtband «Was wir reden, wenn es gewittert», für den er den Peter-Huchel-Preis erhielt, 2020 der Roman «Elbwärts», der mit dem Robert Walser-Preis ausgezeichnet wurde. 

02.10.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Stefan Kutzenberger – Kilometer null

Moderation: Evelyn Schertler Kaufmann

Der Autor macht sich selbst zu einer Figur im Roman und entwickelt aus einem Schriftsteller-Streit eine abgedrehte Krimi-Komödie zwischen Europa und Südamerika. Der «österreichische Umberto Eco» kann das alles aus dem Effeff. In seinem metafiktionalen Wimmelbild imaginiert er einen Weltkrieg, für den unterschiedliche Literaturauffassungen verantwortlich sind, konstruiert als aberwitzige Geschichte. Denn Kilometer null lässt sich genauso gut als Romanze, Verwechslungskomödie, Krimi, als Satire auf den Literaturbetrieb oder Parabel auf zeitgemässe Debatten – Stichwort: Spaltung der Gesellschaft – lesen. Mit viel Selbstironie, Raffinesse und Menschlichkeit setzt Kutzenberger der Bibliophilie auf 400 Seiten ein schwungvoll erzähltes Denkmal.


Stefan Kutzenberger, geboren 1971 in Linz, lebt als Schriftsteller, Kurator und Literaturwissenschaftler in Wien. 2018 erschien der Debütroman «Friedinger», 2020 «Jokerman», und im Frühjahr 2022 sein dritter Roman «Kilometer null». Vom 12. September bis 11. Oktober ist Stefan Kutzenberger Writer in Residence im Kulturhaus Villa Sträuli in Zusammenarbeit mit Ad*S.

Lesung des Kulturhauses Villa Sträuli. Mehr Infos unter villastraeuli.ch

05.10.2023

19 Uhr

Kulturhaus Villa Sträuli, Museumsstrasse 60, 8400 Winterthur

Eintritt für alle (auch Mitglieder LVW): CHF 10.–

Demian Lienhard – Mr. Goebbels Jazz Band (Zürich liest) 

Eingeführt von Andrea Weber 

Es klingt unglaublich, ist aber historisch verbürgt: Der für Nazis als entartet geltende Jazz wurde von ihnen für Propagandazwecke missbraucht. Goebbels liess mittels der Jazzband «Charlie and His Orchestra» während des Zweiten Weltkrieges Songs für den Propaganda-Radiosender «Germany Calling» nach Grossbritannien, Irland und in die USA ausstrahlen. Demian Lienhard dient diese wenig bekannte und absurde Tatsache als Stoff für seinen zweiten Roman. Er erfindet dazu einen Schweizer Schriftsteller namens Fritz Mahler, welcher den Auftrag erhält, einen Propagandaroman zu schreiben. Um das Wirken der Band zu dokumentieren, findet er sich in verruchten Berliner Bars wieder und bietet den Leser:innen auch sprachlich den Sound des Berlins der 40er- Jahre. Während Demian Lienhard mit ironischer Stimme den menschenverachtenden Zynismus der Nationalsozialisten entlarvt, unterhält er mit seinem temporeichen Roman auch blendend. 

Demian Lienhard, geboren 1987, aus Bern, hat in klassischer Archäologie promoviert. Für sein Romandebüt «Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat» (2019) wurde er mit dem Schweizer Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Für seinen neuen Roman absolvierte er Rechercheaufenthalte in Galway, London und Berlin. Demian Lienhard lebt und arbeitet in Zürich. 

23.10.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Anna Ospelt – Frühe Pflanzung 

Eingeführt von Ruth Loosli

«Weil die Liebe mitwächst», schreibt Anna Ospelt. Der Band ist in «Frucht», «Frühe Pflanzung» und «Flora» aufgeteilt – ein Ineinandergreifen von «wachsen und warten» in der Natur wie auch im Körper der Schreibenden. Das Kind kommt zur Welt, draussen machen sich erste Frühblüher bemerkbar – der Rhythmus des Kindes bestimmt den Alltag der Mutter, diese lässt sich darauf ein, ihr bleibt keine andere Wahl: «Ich denke an den Vorgang der Häutung bei Schlangen», schreibt sie, «die abgelegte Haut nennt man Natternhemd.» So nimmt uns die Dichterin mit auf eine Reise und führt uns in Räume, die zum Bleiben und Nachdenken einladen. Ihre Notate sind eine konzentrierte Untersuchung von Elternschaft, verschränkt mit präzisen Naturbeobachtungen, stets in einer Sprache von grosser poetischer Kraft. 

Anna Ospelt, geboren 1987 in Vaduz, studierte Soziologie, Medien und Erziehungswissenschaften in Basel. Sie publiziert unter anderem Lyrik und Kurzgeschichten. Für ihr Buch «Wurzelstudien» (2020) war sie für den Clemens-Brentano-Preis nominiert. 

Musikalische Begleitung – Tilia

06.11.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

Ingeborg Bachmann & Max Frisch – Wir haben es nicht gut gemacht

Eingeführt von Lisa Briner

«Wir werden einem Ovomaltineleben entgegengehen und vor Gesundheit und Normalität nur so strotzen», schreibt Ingeborg Bachmann im Dezember 1960 an Max Frisch. Normalität allerdings ist gerade nicht das, was den letztes Jahr veröffentlichten Briefwechsel zwischen Bachmann und Frisch auszeichnet. In fast 300 überlieferten Briefen legt er Zeugnis ab von der Arbeit und der komplizierten Beziehung eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur: Eine Liebe, die auch in der Literatur ihre Spuren hinterlassen hat. Die Korrespondenz, die 1958 beginnt und bis weit über die Trennung hinausreicht, zeichnet ein neues, überraschendes Bild der Beziehung zwischen Frisch und Bachmann. Sie stellt gängige Schuldzuweisungen in Frage und macht die enge Verknüpfung von Leben und Werk deutlich: Die Briefe sind intime Mitteilungen und Weltliteratur zugleich. 

Thomas Strässle, geboren 1972, ist Literaturwissenschaftler, Autor und ausgebildeter Musiker. Er lehrt an der Berner Fachhochschule und ist Titularprofessor am Deutschen und am Komparatistischen Seminar der Universität Zürich. Zudem präsidiert er die Max Frisch-Stiftung an der ETH Zürich. Marion Koch ist Schauspielerin und Sprecherin und lebt in der Nähe von Zürich. 

11.12.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder

ABGESAGT: Daniela Dröscher – Lügen über meine Mutter 

Infolge Krankheit muss die Lesung am 27.11.2023 leider abgesagt werden.


Eingeführt von Adriana Rey 

Das Problem, das die Ehe der Eltern und damit auch die Kindheit der Ich-Erzählerin Ela prägt, ist simpel – zumindest, wenn man Elas Vater glaubt: Die Mutter ist zu dick. In diesem apodiktischen Urteil liegt Vaters Rechtfertigung, seine Frau ständig zu drangsalieren, und zugleich die Erklärung für alles, was in seinem eigenen Leben misslingt. Ela ist der Situation ausgeliefert, schwankt zwischen Liebe für die Mutter, einer durchaus starken und bewundernswerten Frau, und der Übernahme des kritischen Blicks des Vaters. Reflektieren und einordnen kann das alles erst die erwachsene, soziologisch und feministisch geschulte Tochter, die der kindlichen Erzählstimme in kurzen Zwischenkapiteln zur Seite gestellt wird. 

Daniela Dröscher setzt in dieser «in vielerlei Hinsicht absolut fiktive[n] Geschichte» der Mutter ein literarisches Denkmal und lässt ihre Leser:innen über patriarchale Strukturen, gesellschaftliche Zuschreibungen und Schönheitsideale nachdenken. 

Daniela Dröscher, geboren 1977, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Sie wurde unter anderem mit dem Anna-Seghers-Preis, dem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds sowie dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet. «Lügen über meine Mutter», ihr dritter Roman, stand 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. 

27.11.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder