Ursula Fricker – Gesund genug

Eingeführt von Lisa Briner

«Selber schuld» hat Hannes Vater zu allen gesagt, die krank wurden, «da kann man einmal sehen.» Nachdem ihm ein Buch über das «sonnseitige Leben» in die Hände gefallen war, hat er sein Leben radikal umgestellt. Alles soll natürlicher werden, reiner, gesünder: Kein Zucker, kein Fleisch, kein Fernsehen, kein Schwimmunterricht in Chlorwasser, kein Umgang mit Leuten, die nicht ebenso gesund leben – also mit niemandem. Nun hat er selbst Darmkrebs im Endstadium. Und Hanne, die ihrem Elternhaus längst den Rücken gekehrt hat, würde an seinem Sterbebett am liebsten sagen: «Da kann man einmal sehen.» Noch einmal wird das Aufwachsen unter dem väterlichen Gesundheitsdiktat lebendig, aber auch ihr befreiendes Weggehen – und was sie trotz allem mit ihrem Vater verbindet.
In schnörkelloser Sprache und starken Bildern erzählt Ursula Fricker, wie die Sehnsucht
nach dem richtigen Leben ins falsche führt. Und von einer Gegenkraft: der Literatur.


Ursula Fricker, 1965 in Schaffhausen geboren, lebt als freie Autorin in der Nähe von
Berlin. Ihr Roman «Ausser sich» (2012) war nominiert für den Schweizer Buchpreis,
«Gesund genug» (2022) für den Alfred-Döblin-Preis 2021. Kürzlich wurde sie mit dem
Georg-Fischer-Kulturpreis der Stadt Schaffhausen ausgezeichnet.

06.03.2023

19.30 Uhr

Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur

Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder