Eingeführt von Belinda Lamatsch
Wenn niemand das Offensichtliche sehen will: In ihrem Debütroman «Bild ohne Mädchen» erzählt Sarah Elena Müller von Kindesmissbrauch; vom Wegschauen der Erwachsenen und dem Nicht-Verstehen-Können des Kindes. Durch die Augen der fünfjährigen Protagonistin erleben wir die Welt eines Bergdorfes in den 90er Jahren. Während die Mutter als Bildhauerin ihre Aufmerksamkeit in erster Linie der Kunst widmet, verliert sich der Vater in seiner Arbeit als Biologe. Das Kind ist oft auf sich allein gestellt. Zuflucht findet es beim Nachbarn Ege, einem verschrobenen Medientheoretiker. Dort stösst es auf einen Engel, mit dem sich das sonst stille Kind oft unterhält. Erst über die traumartigen Dialoge erfahren wir, was sich der Sprache zu entziehen scheint. Zart und kraftvoll zugleich erzählt die Schweizer Autorin von prekären Fassaden und lässt sie allmählich bröckeln. Mit literarischem Geschick erhält das Unausgesprochene eine Form.
Sarah Elena Müller, geboren 1990 in Amden, lebt heute in Bern. Sie arbeitet als multimediale Hörspiel- und Theaterautorin, Kolumnistin und Musikerin. Ihr Debütroman
«Bild ohne Mädchen» erschien 2023 und war für den Schweizer Buchpreis nominiert.
04.03.2024
19.30 Uhr
Coalmine Café, Turnerstrasse 1, 8401 Winterthur
Tickets CHF 20.- / CHF 10.- mit Legi oder Kultur-Legi / gratis für Mitglieder